Der diskrete Charme der Vorstadt. Eine Erkundung.

„Zweite Kassa, bitte!“ „Es gibt kaa zweite Kassa. Und es wird sicher kaa zweite Kassa gebn. I arbeit do, sehns eh, wir’ I ned aa no kassiern.“ Lidl Breitensee. Servicezone.

Wir sind in der Vorstadt. Dort, wo Wien ins Halbländliche ausfranst, wo im Sommer zwischen Katzenkopfpflaster der Löwenzahn wächst und hinter Bretterzäunen die letzten Gstettnbiotope mit Bauträgergesellschaften Versteckerl spielen. „Der diskrete Charme der Vorstadt. Eine Erkundung.“ weiterlesen

Die Untergeher

Die SPÖ, am Rande der Bedeutungslosigkeit, spricht von einem notwendigen Neustart. Wie es aussieht, bleibt es dabei. Nämlich beim Sprechen. Ein Lokalaugenschein.

Gestern war ich bei einer sozialdemokratischen Diskussionsrunde. Am Podium eine junge Mitmach-Aktivistin, ein mittelalter Ex-Bundesgeschäftsführer und ein alter sogenannter Querdenker. Es ging um die Frage, wie eine allfällige Erneuerung der SPÖ aussehen könnte oder müsste. „Die Untergeher“ weiterlesen

Politik der kleinen Gefühle

Die neue Bundesregierung und mit ihr das Parlament haben jetzt die Chance, sich nach langen Jahren erstmals wieder auf Neuland zu wagen – auf das der Sachpolitik.

Ja, ich weiß: das klingt subversiv. Weil es die Frage aufwirft, welche Art von Politik denn stattdessen während der vergangenen Legislaturperioden betrieben wurde. Ich nenne es Gefühlspolitik, und zwar von allen Seiten. Wenn von ÖVP und FPÖ das Gefühl der Angst vor dem Fremden, und also den Fremden, als Handlungsgrundlage für fremdenfeindliche Politik benützt wurde; wenn von der SPÖ das Gefühl der Empörung über ebenjene Fremdenfeindlichkeit und die Angst vor dem eigenen Machtverlust als Handlungsgrundlage eigener Klientelpolitik benutzt wurde; wenn die Grünen die Angst vor dem ökologischen Kollaps und die Neos die Angst vor dem Untergang der Mittelklasse als politisches Programm installierten, hat die Sachpolitik verloren. „Politik der kleinen Gefühle“ weiterlesen

Arbeit neu denken

Unlängst sagte mir ein Mann, Angehöriger meiner Generation, er halte das Bedingungslose Grundeinkommen für eine linke Idee. Nicht, dass er dagegen sei. Aber, eben links. Was mich an dieser Aussage störte, war die Verknüpfung von links und aber.

Abgesehen davon, dass ich die politischen Zuordnungen in links und rechts für nicht mehr zeitgemäß halte, jedenfalls nicht, wenn es darum geht, sich individuell generalzupositionieren, halte ich den Gedanken, das BGE einer weltanschaulichen Richtung zuzuschreiben, für unbrauchbar, um mögliche Nutzen und Risiken gegeneinander abzuwägen.

Denn: It’s the economy, stupid! „Arbeit neu denken“ weiterlesen

Feuerwehrmänner und Brandstifter

„Bei Suchtmitteldelikten werden neunundneunzig Prozent von Nichtösterreichern begangen.“

Wer das über die heimische Drogendelinquenz sagt, ist nicht irgendwer, sondern Wolfgang Sobotka. Und er sagt das nicht als Privatmann in trauter Runde an einem Niederösterreichischen Stammtisch, sondern als Innenminister, als Regierungsmitglied.

Die Zahl hat nur einen Schönheitsfehler. Sie stimmt nicht. „Feuerwehrmänner und Brandstifter“ weiterlesen

Unentschieden

„Na gut. Sagen wir unentschieden“ Monty Python, Die Ritter der Kokosnuss

Der Ausgang der Bundespräsidentenwahl könnte in Zahlen nicht undeutlicher sein. In der Sache lässt er an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Wir haben ein fundamentales Problem in Österreich. Ein Bildungsproblem. Und damit ein Chancen- und Verteilungsproblem. „Unentschieden“ weiterlesen

Volksgruppenvertreter

Eigentümliches geschieht im Lande. Eine Präsidentschaftswahl steht an. Was an sich nicht sonderlich bemerkenswert wäre. Immerhin hatte der Urnengang, wenn es um den Bundespräsidenten ging, in den Jahrzehnten nach Waldheim das Spannungspotenzial eines Ländermatches Österreich gegen Andorra. Wählen, ein neues Gesicht abnicken. Das in der Folge nicht weiter auffiel. Nicht in der Realverfassung, nicht in der Tagespolitik. Ein freundlicher Grüßaugust.

Und jetzt? „Volksgruppenvertreter“ weiterlesen

Die Wirtschaft

3.2.2013

Die Wirtschaft. Das ist eine Ansage, hier bei uns. In Österreich, also. Eine Kampfansage, ein Nudelsieb, das die Guten durchlässt mit einem Passierschein von der Zentralen Kompetenzvergabestelle. Und die Anderen mit einem herzhaften „It’s the economy, stupid!“ wegweist von den Fleischtöpfen von Ansehen, Macht und Kontostand, denen sie irrig entgegen strebten.

Der oder die kommt aus der Wirtschaft – ehrfürchtig vorgebrachtes Mantra, das Oben von Unten, Leistungsträger von Leistungsbezieher scheidet und Generalabsolution für noch den bizarrsten Jahresbonus ist. „Die Wirtschaft“ weiterlesen