Das leere Blatt
Wir Menschen erzählen einander unentwegt Geschichten. Das ist unsere Natur. Wie kann es dann sein, dass wir vor einem leeren Blatt sitzen und in wachsender Panik davor erstarren wie das Kaninchen vor der Schlange?
Ich muss gestehen, dass ich nicht an Schreibblockaden glaube, jedenfalls nicht als schicksalsschwere Selbstdiagnose. Woran ich glaube, das sind Selbstzweifel und Müdigkeit, Ablenkung – und vor allem, dass das literarische Handwerkszeug Möglichkeiten bietet, diese Blockaden zu meistern.
Ein Archiv anlegen
Bestimmt gibt es Menschen, die komplex verschränkte Handlungsstränge und alles andere im Kopf haben und die Story munter sprudelnd herunterschreiben. Und dann gibt es Leute wie mich, die bei der Vorarbeit zu einem Buch doppelt bis dreimal so viele Informationen zu Handlung, Rahmen und Personen sammeln, wie sie später im Manuskript verwenden werden. So entsteht ein gewaltiges Archiv, aus dem ich jederzeit mit vollen Händen schöpfen kann und ziemlich sicher bin, dass ich mich innerhalb der glaubwürdigen Möglichkeiten meiner Story bewege.
Die Angst besiegen
Eine Übung, um Schreibblockaden zu meistern: Denk an die größte Angst deiner Hauptfigur. Notiere, ohne groß nachzudenken, fünf Überschriften: Fünf Möglichkeiten, diese Angst zu besiegen. Ob vernünftig oder absurd, spielt keine Rolle. Anschließend widmest du jeder dieser Möglichkeiten zwei bis drei Absätze Text, um ein bisschen genauer zu werden und bei Bedarf darauf zugreifen zu können.
Ein Sprint. Und dann der nächste.
Eins noch zum Schluss: Ich bin ein literarischer Kurzstreckenläufer. Meine Manuskripte entstehen, indem ich die Geschichte in viele Minikapitel unterteile, die ich jeweils in fünf bis zehn Zeilen beschreibe. Das hilft mir dabei, den Überblick zu bewahren und logische Fehler zu vermeiden. Vor allem aber sehe ich, dass eh schon alles da ist und ich es nur noch auf ein paar Seiten in eine literarische Langform bringen muss. Probier’s einmal aus!
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